Die Corona-Krise, der Lock-Down und die damit verbundenen Einschränkungen haben die Landesverbände vor einige Herausforderungen gestellt. Im Interview geben Frank Förster vom Landesverband Thüringen, Karl Lehne vom Landesverband aus Niedersachsen und Gottfried Voigt vom Landesverband Bayern beispielhaft Einblick in ihre Arbeit zur Pandemie-Zeit und persönliche Einschätzungen zur Lage der Branche.

Was waren die größten Herausforderungen in Ihrem Bundesland zu Beginn der Krise?

Karl Lehne: Zunächst einmal mussten wir denke ich alle diese außergewöhnliche Situation begreifen und im nächsten Schritt Informationen sammeln, um schließlich Handlungsempfehlungen entwickeln zu können.

Gottfried Voigt: Genau, die Vielzahl der Anrufe und E-Mails richten sich oftmals dahin, welche grundsätzlichen Maßnahmen denn nun ergriffen werden sollen und dürfen. Welche organisatorischen und hygienischen Maßnahmen erfolgen müssen und, ob überhaupt ein „Weiterarbeiten“ in der Branche möglich ist. Dabei gab es auch Telefonate mit Unternehmern, die im eignen Betrieb Corona-Fälle hatten und nicht wussten, wie es weiter gehen wird. Nach und nach konnten wir jedoch die vielen Anfragen klären und mit laufenden E-Mail-Aussendungen fast täglich die neuesten Erkenntnisse weitergeben.

Frank Förster: Um für mein Bundesland Thüring zu sprechen, muss ich sagen, dass die größte Herausforderung tatsächlich der Föderalismus war und ist und die damit nicht in jedem Bundesland geltenden gleichen Regeln. Als wichtigstes Beispiel sei hier die Anerkennung unserer Branche als vor- und nachgelagerte Dienstleistungsbereich der Landwirtschaft zu nennen. Die Landwirtschaft ist ja als „systemrelevant“ eingestuft. Die LandBauTechnik wurde im Freistaat Thüringen hierbei nicht berücksichtigt.

Wie verlief die Kommunikation mit den Ministerien?

Förster: Träge. Und das bedauern wir sehr. Alle Ansprechpartner waren zwar bemüht, aber ein entsprechendes Ziel hinsichtlich des Thema „Systemrelevanz“ konnten wir nicht erreichen. Das können wir so nicht hinnehmen, hier wird es zwingend Nachbesserungen geben müssen.

Voigt: Da kann ich ehrlich gesagt überhaupt nicht klagen. Unser Ansprechpartner im Wirtschaftsministerium, Dr. Stein, war selbst im Homeoffice aber per E-Mail und Handy stets erreichbar. Innerhalb von kürzester Zeit war von ihm eine Reaktion da und er hat uns immer schnell und kompetent informiert.

Lehne: Auch bei uns gab es wenig Probleme. Wir haben wöchentlich Gesprächsrunden mit Ministerpräsident Weil geführt. Unsere Anliegen fanden Gehör und wurden zügig umgesetzt.

Wo und wie konnte der Bundesverband unterstützen?

Voigt: Sehr hilfreich war, dass man immer sofort wusste, welche Maßnahmen in den anderen Bundesländern getroffen wurden. Auch wenn hier bei uns in Bayern manche Entscheidung dann doch anders oder früher getroffen oder Vorgaben viel enger ausgelegt wurden.

Grundsätzlich gilt: Der Bundesverband ist ein gutes Netzwerk, das funktioniert.

Lehne: Das kann ich nur unterstreichen. Gerade im Hinblick auf das Thema „Systemrelevanz“, fand ein guter und enger Austausch über die Länder hinweg statt, der maßgeblich durch den Bundesverband gesteuert wurde.

Förster: Auch wir haben das kontinuierliche Informationswesen, welches auf jede Art von Veränderung im Politischen sowie bei den Vorgaben zur Hygiene-Verordnung hinwies, sehr begrüßt.

Wie geht es Ihren Mitgliedern, wie schwer wurden die Betriebe in Ihrem Bundesland von der Krise getroffen?

Förster: In Thüringen zieht die Nichtanerkennung unserer Branche als vor- und nachgelagerten Bereich zur Landwirtschaft natürlich einiges mit sich, zum Beispiel gibt es keine Kinderbetreuung für die Mitarbeiter der LandBauTechnik-Branche. Das ist eines der Probleme. Kurzarbeit wurde beantragt, sie findet aber nicht oder nur im geringen Maße statt. Bei der Zulassung von Maschinen gab es regionale Unterschiede, da jedes Landratsamt nach Lage der Dinge entschied.

Voigt: Tja, das ist schwer zu beantworten. Gut ist, dass wir eigentlich immer weiterarbeiten durften. Manchmal jedoch mit erheblichen Einschränkungen und damit sicherlich auch mit erheblichen Einbußen. Die beginnende Vegetationsphase war sicherlich ein Segen und hat für Grundumsätze vor allem im Werkstattbereich gesorgt. In wieweit der Handel in unsere Branche leiden musste, kann ich derzeit nicht beziffern.

Lehne: Bei uns sieht es sehr zweigeteilt aus, denn das Werkstattgeschäft läuft gut, während hingegen das Neumaschinengeschäft wegbricht. Man wird die Situation und Entwicklung weiterverfolgen müssen.

Wie sind Sie aktuell aufgestellt, wo sind Sie besonders gefordert?

Voigt: Also, so ganz allmählich kommt wieder mehr Ruhe ins Spiel. Jetzt gilt es nach vorne zu schauen und vor allem die vielen liegen gebliebenen Aufgaben zu erledigen. Schwerpunkt: Gesellenprüfungen oder auch ausgefallene, verschobene Schulungen und Veranstaltungen beispielsweise ÜBl-Lehrgänge.

Lehne: Bei uns läuft nun auch das „normale“ Beratungsgeschäft weiter, zwar anders, aber es geht voran.

Förster: In Thüringen ist nur eingeschränkt Mitgliederbesuch beziehungsweise Mitgliederwerbung möglich. Der geplante Gemeinschaftsstand für die Mitglieder anlässlich der Messe „Grüne Tage Thüringen“ kann aufgrund der Corona-Pandemie nicht durchgeführt werden, da die Messe abgesagt wurde. Die Gesellenprüfung Teil I kann aber verschoben auf Juni stattfinden.

Sehen Sie persönliche auch Chancen, die aus der Krise erwachsen?

Lehne: Natürlich, jede Krise führt dazu, dass der Status Quo auf den Prüfstand gestellt und das eigene Tun und Handeln kritisch hinterfragt wird. Außerdem bietet die Situation uns allen die Möglichkeit, uns mit der Gestaltung der Zukunft intensiv auseinander zu setzen, zum Beispiel mit dem New Green Deal…!

Förster: Ich sehe die Chance darin, dass das dringende und wichtige Thema Digitalisierung nun endlich vorangetrieben wird. Dabei zeigen sich besonders die Versäumnisse der Politik gerade im ländlichen Raum. Nicht nur unsere Land- und Baumaschinenfachbetriebe sowie ihre Kunden benötigen eine bessere digitale Infrastruktur. Diese wird auch bei der Erarbeitung von neuen, besseren Konzepten für die digitale Ausbildung in den Schulen, gerade im Hinblick auf eine eventuell zweite Infektionswelle, die Antwort sein, um die schulische Ausbildung abzusichern. Hier gibt es dringenden Nachholbedarf.

Voigt: Ich bin da etwas verhaltener. Bestimmt gibt es auch Chancen! Ein Gutes ist mit Sicherheit, dass unsere Landwirtschaft und regionale Erzeugung wieder deutlich mehr „wertgeschätzt“ werden. Das wird auch unsere Branche irgendwie spüren. Alles andere gleicht einem Blick in die Glaskugel, aber die ist gerade in der Reparatur (lacht!).

 

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